Moxibustion – Energie von außen


Als Moxibustion oder Moxa bezeichnet man das Abbrennen von Beifußkraut als medizinische Anwendung. Dabei wird das Kraut in der Nähe bestimmter Hautareale oder Akupunkturpunkte abgebrannt. Ziel ist es, die Wärme von Außen an bestimmte Stellen, therapeutisch einzusetzen.

1. Was ist Moxibustion?

Als Moxibustion (auch Moxa genannt) bezeichnet man das Abbrennen von Beifußkraut als medizinische Anwendung. Dabei wird das Kraut in der Nähe bestimmter Hautareale oder Akupunkturpunkte abgebrannt. Die Wärme entfaltet dann an der Hautoberfläche und in der Tiefe des Gewebes seine Wirkung, tiefer und punktueller als es andere äußere Wärmeverfahren können. Diese spezielle Form von Wärme wird gezielt eingesetzt. Zu Verbrennungen der Haut kommt es nicht.

Es ist nicht zweifelsfrei geklärt, ob nur die besonders tiefgehende Wärme für die Wirkung der Moxibustion verantwortlich ist. Manche Therapeuten schreiben auch dem Rauch eine große Wirkung zu.

2. Wann sollte Moxibustion angewendet werden?

Thermische Reize als Heilungsimpuls auf die Haut zu bringen, ist im menschlichen Handeln häufiger zu finden als man spontan denken würde. Jeder Mensch der einen Schmerz verspürt wird automatisch an diese Stelle fassen. Warum? Weil die wärmende Hand oft Schmerzlinderung bringt. Dass die Wärme der Hand den Schmerz vertreibt, wird aus Sicht der chinesischen Medizin schlüssig: Jeder Schmerz ist eine Stelle, wo der Fluss der Lebensenergie Qi gestört ist (Qi ist an dieser Stelle gestaut). Demzufolge hilft Wärme mit seinen bewegenden Eigenschaften den Qi-Fluss wieder herzustellen. Aus westlicher Sicht würde man von einer vermehrten Durchblutung sprechen.

Aus Sicht der TCM kann Moxa nicht nur Qi bewegen, sowie Kälte und Feuchtigkeit aus dem Körper vertreiben, es kann auch stärkend und kräftigend eingesetzt werden, was v.a. bei chronischen Erkrankungen sinnvoll ist. Moxibustion wird meistens ergänzend in einer Akupunktursitzung angewendet.

Moxa kann in bestimmter Form auch zerstreuend eingesetzt werden. Das bedeutet, dass diese Behandlungsmethode es auch vermag, tastbare Gewebsverdichtungen wie Knötchen oder Muskelhartspann, bis hin zu Quaddeln bei Insektenstichen oder Abszesse der Hautoberfläche aufzulösen.

Der Einsatz der Moxa-Therapie ist also bei vielen Krankheitsbildern möglich und sinnvoll. Als eigenständige Einzelanwendung oder auch kombiniert mit anderen TCM-Behandlungstechniken kann Moxibustion lindern und helfen. Über die Nützlichkeit der Anwendung kann der Therapeut nur im konkreten Fall nach erfolgter Diagnostik eine Auskunft geben.

3. Wie wird die Wärme an die Hautoberfläche gebracht?
Formen der Moxibustion.

Geeignete Areale können sich auf dem gesamten Körper befinden, häufigstes Anwendungsgebiet ist der Rücken, weil man über den Rücken sehr viele Krankheiten behandeln und viele Aspekte des Körpers erreichen und stärken kann. Aufgrund der Rauchentwicklung bei der Moxibustion werden Gesichtsnahe Körperstellen häufig ausgelassen.

Der Patient wird im entspannten, liegenden Zustand behandelt, weil sonst die Moxibustion ein Spiel mit der Glut werden kann. Die Moxibustion ist also bei unruhigen Patienten (z.B. Kinder) weniger geeignet. Jedoch lassen die verschiedenen Formen von Moxa viel Spielraum in der Anwendbarkeit.

Moxazigarre
Das Beifußkraut ist vorgefertigt in Zigarrenform gerollt erhältlich. Dabei kann der Therapeut über dem gewählten Areal in geeigneten Abstand das glühende Ende der Zigarre halten. Das Wärmegefühl für den Patienten kann somit individuell und schnell angepasst werden. Wärmepunkte werden nacheinander abgearbeitet. Durch die distanzierte Wärmequelle ist der Patient in seiner Bewegung frei und ungezwungen. Die Anwendung an bestimmten Punkten ist teilweise auch eigenständig zu Hause möglich und notwendig.

Moxanadel
Die Moxibustion wird hier mit einer Akupunkturbehandlung kombiniert. Die in der Haut steckenden Nadeln, werden am körperfernen Ende mit Beifusskraut versehen, das in festgelegter Distanz zur Hautoberfläche abgebrannt wird. Die Hautstelle im Nadelbereich wird daher auch mit erwärmt. Dass die Wärme über die Nadel in den Körper geleitet wird, wie manche glauben machen wollen, ist jedoch ein Trugschluss. Bei dieser Variante können mehrere Punkte gleichzeitig mit Moxa behandelt werden.

Moxakegel, Moxahütchen und Reiskorn-Moxa
Die Formen des direkten Moxa sind dadurch gekennzeichnet, dass das Beifusskraut auf der Haut aufliegt. Es können ca. 3-4 cm hohe Kegel oder reiskorngroße Stäbchen geformt werden, die am körperfernen Ende mit kleinen Moxazigarren angezündet werden. Ein direkter Kontakt der Haut mit der Glut entsteht nicht, weil die Wärme schon sehr zeitig auf der Haut spürbar wird.

Häufig wird der Moxakegel noch durch eine wärmedurchlässige Schicht geeigneten Trägermaterials (Salz, Ingwerscheiben, Knoblauchscheiben) von der Haut getrennt. Dieses Material nutzt die Wärme des Moxa, um eigene Wirkungen auf dem Hautareal zu entfalten. Dass sich das Hautareal durch die Wärme für die freiwerdenden Inhaltstoffe des Trägermaterials öffnet, verbessert die Wirkung.

Für rauchempfindliche Patienten oder bestehende Erkrankungen der Atemwege wurde das raucharme Moxa entwickelt. Die alternativ zur Moxibustion einsetzbaren Wärmelampen auf Infrarotbasis sind eine sichere und geruchslose Anwendung. Wie tief die Wärme der alternativen Techniken im Gegensatz zu Moxa einzudringen vermag ist strittig. Außerdem sind die Lampen vor allem für größere Hautareale gedacht. Punktgenaue Anwendungen sind jedoch nur mit Moxa möglich.

Reiskorn-Moxa wurde in Japan entwickelt und gibt dem Körper einen kurzen sehr bewegenden Impuls, der es vermag Qi auch von bereits tastbar veränderten Zonen (Knötchen, Muskelhartspann) zu bewegen und damit Gewebeveränderungen der Körperoberfläche teilweise oder ganz rückgängig zu machen.