Beim Schröpfen wird mit Unterdruck das Gewebe bestimmter Hautareale stimuliert. Der Impuls kann entgiftend, ausleitend, aktivierend und durchblutungsfördernd wirken.
1. Was ist Schröpfen?
Schröpfen ist ein Therapieverfahren, welches sowohl in China als auch in anderen Kulturen wie in Europa seine Wurzeln hat.
An speziellen Akupunkturpunkten werden glockenförmige Sauggläser aufgesetzt, in denen durch unterschiedlichste Weise ein Unterdruck erzeugt wird. Dieser Reiz des Sogs wirkt je nach Saugstärke unterschiedlich tief auf die Haut, welche teilweise in das Schröpfglas gesaugt wird. Das ist weder schmerzhaft noch gefährlich.
2. Wie wirkt Schröpfen heilend?
Die Saugwirkung wirkt lokal anregend auf das darunterliegende Gewebe (Bindegewebe, Faszien). Die Durchblutung erhöht sich. Gestautes Qi, gestaute Gifte, Schadstoffe und Stoffwechselprodukte die im Gewebe abgelagert und nicht abtransportiert wurden, werden an die Körperoberfläche befördert und können als Rückstände durch das Lymphgefäßsystem abtransportiert oder beim blutigen Schröpfen direkt ausgeleitet werden.
Mit einer ganzheitlichen Betrachtung und den eigenen Erfahrungen kann man durch das Schröpfen der Körperhülle viele Krankheiten positiv beeinflussen. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen: Die Haut stellt immer eine Reflexzone für innere Vorgänge dar. Innere Erkrankungen sind somit auch immer im Umkehrschluss von außen beeinflussbar. Akupunkturpunkte in der Körperoberfläche sind auch über ein ganzes Netz von Leitbahnen (Meridiansystem) sowohl untereinander als auch mit den inneren Organen verbunden und darüber wirkungsvoll an ganz anderen Stellen des Körpers.
Abhängig von der Symptomatik, können also mit dem Schröpfen auf der Haut gezielte Beschwerden und Krankheiten behandelt werden. Durch Ausleitung, der für den Qi-Fluss hinderlichen Faktoren und Aktivierung des Körpers, wird die Möglichkeit zur Selbstregulation und Selbstheilung des Körpers verbessert (z.B. Stärkung des Immunsystems).
3. Wann kann Schröpfen angewendet werden?
Die unterschiedlichen Schröpftechniken haben unterschiedliche Indikationen. Traditionell ist das Schröpfen ein ausleitendes Verfahren, d.h. durch das Schröpfen werden Dinge an die Körperoberfläche gebracht, die somit ausgeleitet werden können (u.a. Entgiftung). Unter Körperoberfläche sind sowohl Meridiane und Akupunkturpunkte als auch oberflächliche Gewebe (Haut, Bindegewebe, Muskulatur) zu verstehen.
Das Schröpfen kann auch diagnostisch angewendet werden, um zu sehen, welches Phänomen sich an der Schröpfstelle zeigt (helle oder bläuliche Rötung, keine Änderung, Blässe, Bildung von Tropfen). Das kann bei der Einschätzung helfen, welches Krankheitsmuster beim Patienten vorliegt.
Der Einsatz des Schröpfens ist also bei vielen Krankheitsbildern möglich und sinnvoll. Häufig kann das Schröpfen andere TCM-Behandlungstechniken unterstützen. Über die Nützlichkeit der Anwendung kann der Therapeut nur im konkreten Fall nach erfolgter Diagnostik entscheiden.
Geschröpft wird meist nur im wöchentlichem Abstand, damit die Haut sich regenerieren und erholen kann. Eine Schröpfmassage kann auch präventiv erfolgen z.B. bei Rückenmuskelverspannungen ohne Schmerzen.
4. Wie wird geschröpft? Formen des Schröpfens.
Zur Erzeugung des Unterdrucks im Schröpfglas gibt es verschiedene Möglichkeiten. Beim Feuerschröpfen erwärmt man die Luft im Glasgefäß durch ein schnelles Hineinhalten eines brennenden Alkohol-getränkten Tupfers. Beim Platzieren auf der Haut kühlt diese sich dann ab, zieht sich zusammen und baut so einen Unterdruck auf. Die modernere Variante ist es, Schröpfköpfe zu verwenden, in denen nach Platzierung auf der Haut, über ein Ventil ein Unterdruck mit einer Ansaugpumpe erzeugt wird.
Der Patient sollte dabei in bequemer und ruhiger Haltung sitzen oder liegen.
Punktuelles Schröpfen
Wenn man den Schröpfkopf einige Zeit auf einem Punkt belässt, können verschiedene Phänomene an der Schröpfkopfstelle auftreten. Dies zeigt an welche Gifte, angestaute Stoffwechselprodukte oder Mangelzeichen an die Oberfläche gebracht worden sind. Verweildauer der Schröpfköpfe ca. 10-15 Minuten. Blutergussähnliche, schmerzfreie Phänomene verbleiben auch 4-7 Tage, wie ein blauer Fleck. In dieser Zeit sollte nicht erneut geschröpft werden.
Schröpfkopfmassage
Bei einer Schröpfkopfmassage kann durch das Bewegen des angesaugt bleibenden Schröpfkopfes, das darunterliegende Gewebe stark aktiviert werden. Zum besseren Gleiten der Schröpfgläser wird die Haut vorher eingeölt. Die Durchblutung erhöht sich im behandelnden Bereich stark, was an der Haut durch Wärme und Rötung sichtbar wird. Dieser Reiz ist eine Anregung für das Binde- und Muskelgewebe.
Großflächig angewendet wird diese Technik für ganze Reflexzonen. Bei der Muskulatur (z.B. Muskelhartspann oder Muskelverspannungen von Rücken, Schulter oder Nacken) führt dies zu einem sehr angenehmen Entspannungsgefühl. Beim Bindegewebe erhöht es den Stoffwechsel und vermehrt den Abbau von Stoffwechselprodukten (z.B. zur Entschlackung, bei Zellulitis).
Die Schröpfkopfmassage ist meist nur aus Wellnesskliniken und Schönheitsfarmen bekannt. Zu Unrecht, wenn man die positiven Möglichkeit und präventiven Effekte bedenkt.
Schnelles Schröpfen
Das schnelle (auch fliegend genanntes) Schröpfen ist eine eher aktivierende als ausleitende Methode. Dabei wird der Schröpfkopf mit möglichst geringer Dauer aufgesetzt und wieder abgezogen, dieser Vorgang wird über mehrere Minuten wiederholt. Es aktiviert und lenkt das Qi in gestimmte Körperbereiche. Schnelles Schröpfen wird v.a. am Rücken und am Bauchnabel angewendet.
Blutiges Schröpfen
Die Hautstelle wo später der Schröpfkopf saugend wirkt, wird vorher leicht angeritzt. Durch den Unterdruck auf die offene Hautstelle, werden Ablagerungen und Giftstoffe mit dem Blut direkt aus dem Gewebe bzw. dem Körper heraus geleitet. Das Blut samt Schlackestoffen sammelt sich im Schröpfkopf. Dadurch entsteht der optische Eindruck einer schmerzhaften Heilmethode. Dem ist nicht so. Trotzdem wenden wir diese Schröpftechnik nur nach ausdrücklichem Patientenwunsch an.